Obst- und Gartenbauverein Knielingen e. V. 1932

Es gibt weitere Beiträge in den Vereinsakten, die jedoch nicht online erfasst sind.

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Der Knielinger - Nr. 08 - Dezember 1967

Seite 11-15:

Bienen im Dienste unserer fruchtbaren Heimat

Liebe Leserinnen und Leser unseres Mitteilungsblattes!
Heute sollen Sie in kurzer Abhandlung einen kleinen Einblick in das Leben unserer Bienen und deren Nützlichkeit erhalten. Das Wort "Bienen" stellt für viele Menschen ein Märchenwort dar. Insbesondere für diejenigen, die sich nicht mit Bienen befassen und somit deren Verhalten und deren Lebensweise nicht kennen.

Die Bienen nehmen im großen Reiche der Natur eine ganz besondere Stellung ein, wie sonst kein anderes Insekt auf Erden. Deshalb muß ihr Wesen mit besonderem Augenmerk betrachtet werden; denn mangelnde Kenntnis des Bienenwesens führt immer zu Mißerfolgen.

Bei unseren Bienen handelt es sich um weit nützlichere Tierchen, als dies allgemein angenommen wird. Sie zählen zu den kleinsten, aber unentbehrlichsten Haustieren. Die große Masse, die von den Bienen Nutzen hat - und das ist ohne Ausnahme jeder Mensch in Stadt und Land - hat von diesem umfassenden Segen nur wenig Kenntnis.

In früheren Jahren waren die Bienen als wild lebende Völker in den Wäldern, in Baumhöhlen, Fels- und Erdspalten beheimatet. In allernächster Nähe liegt ein herrliches Waldgebiet, der "Bienwald". Sein Name ist Zeugnis dafür, daß auch dort ursprünglich Bienen hausten. Dort bauten sie ihre Waben in ihre Behausungen und trugen den süßen Honig ein, der von den damaligen Waldbesitzern bzw. deren Bediensteten geerntet wurde.

Durch die zunehmende Kultivierung und Bewirtschaftung unserer Wälder Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Bienen immer mehr aus den Wäldern verdrängt, fanden aber dann in der Landwirtschaft, im Obst- und Gartenbau einen ebenbürtigen Ausgleich für die in den Wäldern verlorengegangenen Möglichkeiten.

Zunächst wurden die Bienen nach ihrer Ausquartierung aus den Wäldern in Strohkörben gehalten. Strohkörbe sind seit längerer Zeit in unserer Gegend überholt und finden nur noch in Trachtgebieten der Lüneburger Heide Verwendung.

Als neuzeitliche Bienenwohnungen werden Bienenkästen aus Holz und aus Kunstharzschaum verwendet. Alle modernen Bienenwohnungen haben eines gemeinsam, daß sie mit Wabenrähmchen ausgestattet sind. Dadurch wurden die Waben beweglich gemacht, und es ist dem Imker eine bessere Möglichkeit gegeben, das Bienenvolk in die von ihm gewünschten Bahnen zu lenken. In solchen Bienenwohnungen überwintern die Bienen in Gemeinschaften, im Gegensatz zu anderen Insekten, die nur als Einzelwesen an geschützten Orten den Winter verbringen. Im zeitigen Frühjahr, bei einigermaßen guten Witterungsverhältnissen, sind die Bienen schon so zahl reich, daß sie rechtzeitig die Bestäubung bei allen Obstbäumen, Beerensträuchern und Kräutern vornehmen können.

Bei jedem dieser Blütenbesuche leistet die Biene der Pflanze, die ihr Nahrung spendet, einen wichtigen Gegendienst, Sie trägt in ihrem Haarkleid Blütenstaub von den Staubgefäßen der einen Blüte auf die Narbe einer anderen, so daß diese befruchtet wird. Viele unserer Kulturpflanzen, u. a. alle Obstgehölze und Kleearten, sind auf die Fremdbestäubung angewiesen.

Man muß sich vorstellen, daß solch ein Bienenvolk aus ca. 60 000 bis 80 000 Bienen besteht. Dieser Bienenstaat unterscheidet sich wieder in drei Arten von Lebewesen : der Königin, den Drohnen und den Arbeitsbienen. Die Königin hat für die Vermehrung und Aufrechterhaltung der Ordnung im Bienenstock zu sorgen, während die Drohnen zur Begattung von Jungköniginnen dienen. Die Arbeitsbienen, welche die überwiegende Mehrzahl im Volk bilden, sind, wie der Name schon sagt, die Honigsammlerinnen.

Ein Bienenvolk vollbringt alljährlich eine enorme Sammelleistung. Bei guter Witterung und guten Trachtverhältnissen kann ein Volk, je nach Stärke, 30 bis 80 Pfund Honig eintragen. Dieser Honig wird dann, sobald er in den Waben ausgereift ist, vom Imker mittels einer Honigschleuder aus den Waben geschleudert und in Honigeimer gefaßt.

Zur Gewinnung von 1 kg Honig sind rund 45 000 Trachtflüge von einer Biene notwendig. Dabei müssen 5 Millionen Blüten aufgesucht werden. Die Flugstrecke zur Erlangung von 1 kg Honig entspricht schätzungsweise einer sechsfachen Erdumkreisung.

Schon seit Jahrhunderten ist reiner Honig als Heil- und Nahrungsmittel anerkannt und hat bei gesunden und kranken Menschen Wunder getan.

Darum bitte ich Euch, Landwirte, Obst- und Gemüsebauern, Kleingärtner, unterlaßt während der Blütezeit alle Spritzungen mit arsenhaltigen und einderen giftigen Stoffen. Sie bedeuten bei nicht vorschriftsmäßiger Anwendung den Tod der Bienen und unserer Singvögel. Unsachgemäß durchgeführte Pflanzenschutzmaßnahmen, bei denen Bienen zu Schaden kommen, verletzen ein öffentliches Interesse. Die Schuldigen können zur Rechenschaft gezogen werden. Bedenkt! Pflanzenschutz und Bienenhaltung schließen sich nicht aus, sondern dienen der Sicherung Eurer Ernten in Qualität und Quantität.

Und nun noch eine sehr höfliche, aber dringende Bitte! Lassen Sie im kommenden Frühjahr in ihrem Garten, im Wald oder im freien Gelände doch noch einige Weidenkätzchen zur Blüte kommen. Weidenkätzchen sind im Frühjahr die ersten Blüten, die den Bienen für die Ernährung ihrer Brut Nektar in hinreichender Menge anbieten. Deshalb räubern Sie nicht jeden Weidenstock wie ein abgekehrter Besen ab, sondern bewundern sie die Schönheit dieser Blüten. Die Bienen sind ihnen hierfür dankbar.

Sofern sie über einen entsprechenden Garten oder ein Grundstück verfügen, können auch Sie Imker werden. Haben Sie dieses Bedürfnis, so wenden Sie sich bitte an den hiesigen Bürgerverein, der Sie an ansässige Imker verweist, die gerne bereit sind, Sie zu unterrichten und in diese Materie einzuführen.

Natürlich müssen Sie damit rechnen, daß so ein Bienchen Ihnen ab und zu einen Stich verabreicht. Dies ist aber keineswegs schlimm, an einem Bienenstich ist noch niemand gestorben.

Ein Blumenglöckchen vom Boden hervor war früh gesprosset im lieblichen Chor. Da kam ein Bienlein und naschte fein, die zwei müssen wohl für einander geschaffen sein.
W. Sänger

Seite 18:

Der Obst- und Gartenbauveren berichtet:

Durch den großen Ertrag an Obst und Gemüse wurde auch in diesem Jahre die Mühe und Arbeit reichlich gelohnt, obwohl der Hagel die Qualität des Tafelobstes etwas verminderte. Die Arbeit im Garten bringt nicht nur guten Gewinn, sondern auch Freude und Erholung in der Natur, die wir nach Feierabend alle so gut gebrauchen können.

Nachdem nun das Jahr 1967 zu Ende geht, dankt der Obst- und Gartenbauverein allen Mitgliedern und Freunden des Vereins für ihre Treue und wünscht Ihnen ein gesundes und glückliches Jahr 1968.